7.00 Uhr. Quietschende Reifen, ein Knall. Ah, denke ich,
Colt Seavers ist da, ich sollte aufstehen. Ich registriere, dass ich mich noch
im Halbschlaf befinde und dass es eher unwahrscheinlich ist, dass der berühmte
Fernseh-Stuntman der 80er Jahre am 1. Adventswochenende in Essen aufkreuzt.
Schlaftrunken gehe ich zum Fenster und sehe, wie ein
David Hasselhoff-Doppelgänger aus seinem Auto steigt. Ein Aufkleber auf der
Heckscheibe „Diebstahl lohnt sich nicht, Tank wird täglich geleert“ erinnert
mich daran, was hier los ist: Es ist Motorshow und die Chrom-Apostel pilgern in
Massen durch die autofreundliche Stadt, inklusive Motorshow-Stau-Corso bei
der Anreise.
Brigitte Nielsen bei der Motorshow 2010 |
11.00 Uhr: Ein giftgrüner Taunus kurvt zum fünften Mal
auf die Kreuzung zu. Diesmal schafft er eine nahezu perfekt Wendung mit einem
lautstarken Handbremsmanöver. Seine drei Beifahrer applaudieren und grölen und
jauchzen vor Entzückung. Ja, zur Motorshow „reist“ man nicht an, man „rast“ an,
wenn man kann. Hier ist bereits vor der Show Show angesagt. Man tritt aufs Gaspedal
und zeigt dem Flüsterasphalt seine Grenzen. Wofür hat man schließlich die 80
Dezibel-Auspuffanlage? Es wird gehupt, es wird gelacht und gesungen. Um mich
herum nur fröhliche Menschen. „Ich will Spaß, ich geb‘ Gas…“.
Die musikalische Beschallung, die dann aus einem Golf
durch mein geschlossenes Fenster quillt, lässt erahnen: Diese Tontechnik steht
einer Großraumdisco-Anlage in nichts nach. Die „Bad Boys Blue“ schmettern „You're A Woman, I’m a Man…”. Läuft.
Ich öffne das Fenster und rieche diese Testosteron
geschwängerte Luft, die gepaart mit Stickstoffdioxid die
Weihnachtsbäckereidüfte übertüncht. Ich denke an Henry Ford, der sagte: „Ein vernünftiges Auto soll seinen Besitzer überallhin
transportieren, außer auf den Jahrmarkt der Eitelkeiten.“
Die Motorshow in Essen - Wie wird sie wohl in 10 Jahren aussehen? |