Dienstag, 28. April 2020

Altenessen neu denken

Wenn man an der Gladbecker Straße lebt, bekommt man einiges mit, wenn es um die Essener Verkehrspolitik geht. Man schaut, man lernt, man leidet und vernetzt sich mit anderen "Kennern der Materie". Die ein oder andere Erkenntnis habe ich im ersten Teil einer geplanten Serie zusammen gefasst und freue mich über jeden Leser, der nach dem Klick auf Altenessen neu denken meinem Plädoyer fürs "Maulaufmachen" und "Neue Wege gehen" seine Aufmerksamkeit schenkt.

 

Samstag, 25. April 2020

Tag des Baumes

Heute ist der „Tag des Baumes“. Ihn gibt es nicht erst seit dem Baumsterben im Rahmen der Klimaveränderung, sondern bereits seit 68 Jahren (!). Am 25. April 1952 pflanzten der Bundespräsident Theodor Heuss und der Präsident der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Bundesminister Robert Lehr in der Bundeshauptstadt Bonn im Hofgarten einen Ahorn. Der „Tag des Baumes“ war geboren. Über den Baum gibt es seit Urzeiten Gedichte, Lieder, Geschichten. Bei der früh gestorbenen Alexandra (27) fällt uns sofort ihr Lied ein: „Mein Freund der Baum ist tot, er fiel im frühen Morgenrot.“
An manchen Orten im Stadtgebiet gibt es eine Menge davon. Immerhin war Essen 2017 die Grüne Hauptstadt Europas. Wälder, Kleingärten, Friedhöfe und Parks machen über 50 Prozent der Fläche des Stadtgebietes aus. Allein der Grugapark – einer der größten innerstädtischen Parkanlagen Europas – weist 70 Hektar auf. Die Hauptstraßen sind eher dürftig begrünt. In Bredeney auf der Alfredstraße (B 224) kann man auf der langgestreckten, schmalen Mittelinsel einige kleine Exemplare bestaunen. Je weiter man in den Norden fährt, umso kahler wird es. Schlechtes Beispiel ist die Gladbecker Straße (B 224) stadtauswärts ab dem Berthold-Beitz-Boulevard. Da gibt es einen schmalen Mittelstreifen. Und das Fisselchen Grün, das sich mühsam durch die Klinkersteine nach oben gräbt, wird dann aufwendig von städtischen Auftragsunternehmen weggemäht oder –gesaugt.
Was vom Baume übrigblieb
Die Anwohnerin Susanne Demmer berichtet laufend von diesen unsinnigen Arbeiten. Ein Beispiel von der Baumbepflanzung hat sie heute erneut mit folgendem Kommentar ins Netzt gestellt: „Der Sekt ist kalt gestellt. Altenessen feiert den internationalen #TagdesBaumes wie jedes Jahr an der B 224. Lets sing: "I'm turnin' my head up and down. I'm turnin', turnin', turnin', turnin', turnin' around and all that I can see is just a killed old city-tree.” Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

Mittwoch, 8. April 2020

Sonnenuntergang


Heute war der wärmste Tag in Essen in diesem Jahr. Fast schon sommerliche Temperaturen. Bis zu 26 Grad zeigte das Thermometer an. Entsprechend schön war der Sonnenuntergang. Hier an der B 224 am Rande der Innenstadt.




Die Hüter des Todesstreifens


Wer die B 224 im Essener Norden kennt, weiß um die Situation. Wer dort wohnt noch besser. Es herrscht rund um die Uhr Verkehr. Die Anrainer kommen eigentlich nie zur Ruhe. In Spitzenzeiten heißt es für den Fahrzeugverkehr „Stop and Go“, in den anderen Zeiten mutiert dieses Teilstück zur Rennstrecke für Testosteron gesteuerte Autofahrer, oft mit Baseballkappe und dicken, aufgemotzten Karren. Die Luftreinheit wird ständig kontrolliert und übersteigt ab und zu die erlaubten Werte, die Geschwindigkeit wird nie kontrolliert, so der Voruwrf der Anwohnerin Susanne Demmer. Das war wohl jetzt der Anlass von ihr eine volle, drastische, verbale Breitseite in Richtung der Ortspolitik loszulassen.
Um dieses Teilstück der Gladbecker Straße geht es - hinten links die Messstation
Sie schreibt in ihrem Wutpost:Sie sitzen in der Bezirksvertretung V oder für Altenessen im Rat und wissen seit Jahren, dass auf der Gladbecker Straße zwischen Berthold-Beitz-Boulevard und Bäuminghausstraße ein rechtsfreier Raum in puncto Geschwindigkeitsbegrenzung existiert. Sie sitzen unter der Leitung des Bürgermeisters Hans-Wilhelm Zwiehoff in einem Gremium, das sich durch Nichtstun schuldig macht und Krankheiten, Verletzungen und sogar möglichen Tod in Kauf nimmt. Anstatt längst einen festen Blitzer beantragt zu haben, schauen sie seelenruhig zu, wie Leib und Leben von Menschen täglich in Gefahr gebracht wird. Sie sind die Hüter des Todesstreifens auf der Gladbecker Straße […].“
Harter Tobak. Dieser Post hat natürlich zu einer emotionalen Reaktion geradezu geschrien. Aber das war vielleicht der Zweck. 
Ein Mitglied der Bezirksvertertung  kommentiert: "[…], da hätte ich mir von Ihnen mehr Fingerspitzengefühl von Ihnen gewünscht. Das ist eine Beleidigung aller, durch die Wahl der Bürger gewählten Volksvertreter, die dadurch ein Mandat bekommen haben. Sie als ehemaliges Mitglied der Rüttenscheider Bezeirksvertretung sollten wissen wie schwer manche Beschlüsse durchzusetzen sind. Ferner üben die Mitglieder der Bezirksvertretungen ihr Mandat ehrenamtlich (Anmerkung: Die Mitglieder erhalten als Aufwandsentschädigung eine monatliche Pauschale) zu ihrer beruflichen Tätigkeit aus. Es ist schon mehr als merkwürdig, dass Sie sich in letzter Zeit immer wieder negativ gegen alle politischen Vertreter in Essen aussprechen.“
Leider ist er inhaltlich genauso wenig auf den Vorwurf eingegangen wie zwei weitere politische Mandatsträger. Aus der Bewohnerschaft bekommt Susanne Demmer dagegen Rückenwind. „Unser Recht auf körperliche Unversehrtheit wird hier seit 35 Jahren mit Füßen getreten“, sagt Anwohner Schmidt und eine weitere Kommentatorin berichtet über die Folgen von Schlafstörungen.
Also, heute ist der heißeste Tag in diesem Jahr in der Ruhrmetropole. Eine heiße Diskussion im Norden hat begonnen.