Freitag, 11. Oktober 2019

Der „Puff anne Gladbecker“, ein Leuchtturm der Superlative?

Ich begrüße und unterstütze jede Hilfe für Sexarbeiter(innen), möchte aber in diesem Blogbeitrag einen anderen Blick auf die Situation an der Gladbecker Straße werfen, einen Anwohnerblick. 

Der Essener Sozialdezernent Peter Renzel schrieb am 9. Oktober bei Facebook: „Vor 10 Jahren haben wir den Straßenstrich neu "organisiert". Der Rat der Stadt ist nach schwierigen, aber wichtigen Diskussionen unseren Vorschlägen gefolgt, so dass wir mit der Verlagerung des Straßenstrichs zum ehemaligen Kirmesplatz gemeinsam mit unseren Kooperationspartnern für unsere Stadt die langjährige Debatte um die Stadtentwicklung in der Innenstadt und am Rande der Innenstadt, sowie das Ringen um die Sicherung der Beratung, der Unterstützung und den Schutz der Prostituierten vor z.B. gewalttätigen Freiern, zukunftsgewandt beenden konnten. Tatsächlich eine "Erfolgsgeschichte" für einen sehr wichtigen Teil der sozialen Arbeit in unserer Stadt. Unser System der Beratung, Unterstützung, Information und der bedingungslosen Parteilichkeit für Prostituierte am Straßenstrich ist bundesweit ein Leuchtturm Sozialer Arbeit.“

Schön und gut, denke ich mir beim Lesen der Zeilen, bin jedoch zeitgleich traurig, dass die Probleme der Anwohner dieser Straße nie durch ein "städtisches System der Unterstützung und einer bedingungslosen Parteilichkeit" angegangen wurden.


Die Liste der Probleme ist lang. Ein Beispiel für das Versagen der Stadt ist in einem aktuellen Artikel der WAZ/NRZ zu lesen, wo ein Anwohner die schäbige „Vertreibungspolitik durch Häuserabriss-Bedrohungen“ scharf kritisiert. Ich kann den Aussagen des Anwohners vollumfänglich zustimmen und sage „Wer mit einem Knüppel funktionierende Nachbarschaften voller redlicher Menschen zerschlagen will, hat nicht kapiert, was die Gladbecker Straße und Altenessen braucht.“

„Wer schaut hier eigentlich wo hin?“ fragte ich mich, als jüngst ein Nachbar aus seiner Wohnung gekündigt wurde und keinen Hafen der „sozialen Stadtteilarbeit“ fand. Er wäre gerne im Quartier geblieben, wo er stets seine Augen und Ohren offen hielt und so für ein wenig Sicherheit und Ordnung sorgte. Nun ist er weg aus Altenessen.

„Wer schaute hier viel zu lange weg?“, fragte ich mich, als heute Morgen ein SEK-Einsatz auf der Gladbecker Straße stattfand.

„Wer schaut hier eigentlich wo hin?“, fragte ich mich, als ich heute Morgen wieder den Schrank im Baumbeet sah, der dort seit Wochen vor sich hin gammelt.

Der Gladbecker Straße fehlt es an städtischen Kapitänen, die die Anwohner mit ins Boot holen. Der Gladbecker Straße fehlt es an einem Hafen, in dem die Probleme der Anwohner ankommen können. Ein Stadtteilbüro, in dem Sozialarbeiter, Polizei, Jugendamt, Ordnungsamt, etc. sich integriert und vernetzt dem Bürger widmen, das wäre ein wahrer Leuchtturm für das Gebiet rund um die Gladbecker Straße.

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