Mittwoch, 26. Februar 2020

Sie hassen uns, oder? Neue Enthüllungen an der B 224


Erboste Anwohner der Gladbecker Straße fühlen sich wie eine „lästige Randerscheinung entlang einer Stadtautobahn.“ Ihr Geduldsfaden ist gerissen und sie bringen kein Verständnis mehr auf für „politische und verwaltungstechnische Verschleppungsmanöver“ und „irrsinnige Ansichten zu Grün im Stadtraum“.

Die Anwohnerinnen Esther Soth und Susanne Demmer sind genervt. „Es darf nicht wahr sein, was die Stadt hier mit uns treibt. Was, verdammt nochmal, muss die Stadt denn noch prüfen, um uns die Teilhabe am Fassadenprogramm von Bund und Land zu ermöglichen? Unsere Häuser bleiben stehen und das weiß die Stadt schon ewig.“
Grund für die Empörung ist eine städtische Vorlage, die im März beraten werden soll. „Diese Vorlage ist schlichtweg bürgerfeindlich. Wieso muss sich eine Stadt überhaupt noch fragen, ob eine schöne Fassade ein zielführender Baustein für die Aufwertung einer Straße sein kann?“

Zweiter Stein des Anstoßes sind Aussagen zu mehr Grün im Straßenraum:„Unfassbar, da wird im ersten Absatz vom erfolgreichen Einhalten von Grenzwerten geredet und dann an anderer Stelle die hohe Luftverschmutzung ins Feld geführt. „Was hat sich der Verfasser dabei gedacht?"

Man ignorierte uns kaputt

Während die Stadt in der Vorlage angibt, die Neuanpflanzung von Straßenbäumen sehr zu begrüßen, zeigt ein Blick auf die Wirklichkeit seit Jahren ein anderes Bild: Hier ein toter Baumstumpf, dort ein paar krank und jämmerlich wirkende Bäumchen.
„Die Gladbecker Straße wurde, insbesondere in dem Bereich zwischen Berthold-Beitz-Boulevard und Bäuminghausstraße, von der Stadt seit Ewigkeiten kaputt ignoriert und nun führt man an, dass unter anderem gelagerter Sperrmüll auf zu klein dimensionierten Baumscheiben Schuld sei? Das ist doch albern und zeigt peinlicherweise auch noch das Versagen der Stadt auf."

Wird hier noch Schlimmeres ans Licht der Welt befördert?

Fast nebensächlich wird in der Vorlage von der „Altersstruktur der Versorgungsleitungen“ geredet, obwohl genau dieses Thema sehr schnell ein äußerst brisantes werden könnte. Politik und Verwaltung sei es nahe gelegt, sich schleunigst mit den Ist-Zuständen dieser Straße zu beschäftigen. Anwohner berichten, auch belegt durch alte Unterlagen, immer wieder vom „Pudding unter der Straße“. Sie berichten von Hohlräumen, verbauten Eisenbahnschienen, Hausanschlüssen auf gegenüberliegenden Straßenseiten und täglich bebenden Decken und Wänden. Wer sich einmal den Asphaltzustand an der Kreuzung Bäuminghausstraße anschaut, kann erahnen, wie hoch hier der Sanierungsbedarf ist.

Kein Grün auf dem Mittelstreifen, damit die Luft nicht schlechter wird? Wurde hier getrickst?

Susanne Demmer hegt Zweifel daran, ob bestimmte Aussagen der Verwaltung wissenschaftlich sauber hergeleitet wurden. Obwohl nämlich  längst kein nennenswertes Feinstaubproblem mehr an der Gladbecker Straße existiert, schreibt die Stadt: "Die Ergebnisse zeigen, dass Begrünungsmaßnahmen in diesem Straßenabschnitt nicht geeignet sind, um die Feinstaubkonzentration durch Filterleistung zu reduzieren." Das städtische Fazit, das übrigens anhand einer 15 Jahre alte Modellsimulation gezogen wird, lautet dann: „Somit ist davon auszugehen, dass eine Begrünungsmaßnahme auf dem Mittelstreifen die sonstigen Bemühungen der Stadt Essen, die Stickoxidbelastung an der Gladbecker Straße zu senken und Diesel-Fahrverbote im Stadtgebiet zu verhindern, konterkarieren würde.“ Werden hier uralte Aussagen über Feinstäube heran gezogen und dann wahllos mit aktuellen Stickstoffdioxidwerten vermischt in einen Sack gepackt? Das wäre skandalös. Darüber hinaus ist es entlarvend, dass die Stadt den kühlenden und optischen Aspekt von Pflanzen und Bäumen hier überhaupt nicht anspricht oder die teilweise Entfernung des überdimensionierten Mittelstreifens in Erwägung zieht, um endlich den dringend benötigten Platz für Fußgänger und Radfahrer auf der westlichen Seite zu schaffen.
Bissig legt Susanne Demmer der Stadt ans Herz, ihren Aussagen bitteschön Taten folgen zu lassen und schleunigst andere „Luftkurorte“ dieser Stadt zu untersuchen, um Pflanzen zu entfernen, die die Luft verschlechtern.

Eine Bürgerin klagt an

„Ich kann diesen Mist nicht mehr hören, dass unsere Häuser zu nah an der Bundesstraße stehen. Unsere Häuser sind wesentlich älter als die Bundesstraße. Unsere Vorgärten wurden enteignet und man kippte uns die Bundesstraße vor die Füße. Danach hat es keinen mehr interessiert, was wir hier durchmachen. Das merkt man auch daran, dass einige örtliche Politiker den Unterschied zwischen Feinstaub, Stickstoffdioxid und CO2 überhaupt nicht kennen und immer wieder dümmlich mit falschen Aussagen hausieren gehen.
Ich bin fast vom Stuhl gekippt, als ich jüngst las, dass sich Bezirksvertreter „entsetzt“ über die zu erwartende 20prozentige Risikosteigerung von Herzinfarkten durch zukünftige Verkehre am neu zu bauenden Autobahnkreuz Essen-Nord zeigten. Die finden das besorgniserregend? Wo waren die die ganze Zeit, als wir Schrei um Schrei los gesendet haben? Hat überhaupt nur einer von denen das diesbezüglich aktuelle Gutachten zu Lärm und Schmutz gelesen? Warum wurde das nie in der Bezirksvertretung öffentlich behandelt? Ich habe die Nase voll, dass sich diese Herrschaften immer wieder hinter einem "Riesenhaufen schön beschriebenem Papier“ weg ducken und nicht dafür sorgen, dass das Recht der Bürger auf Schutz vor Lärm und Giften umgesetzt wird. Mir reicht es mit dieser menschenverachtenden Ignoranz und mir bleibt nur eins: Wahlkampf zu machen. Einen persönlichen Wahlkampf gegen jeden Politiker, der uns derart verachtet."

(Autorin: Susanne Demmer, veröffentlichter Artikel im Stadtspiegel am 24.Februar 2020)

Mittwoch, 5. Februar 2020

Polizeischüsse auf dem Straßenstrich – Fortsetzung


Am 9. Januar berichtete ich davon, dass ein Polizist auf ein Fahrzeug schoss, weil der Fahrer flüchtete, als die Streife ihn auf dem „Straßenstrich“ an der Gladbecker Straße kontrollieren wollte. Jetzt ging der 34-Jährige der Polizei ins Netz. Auch am Samstag vergangener Woche (1.2.2020)  sollte der Fahrer eines VW-Golfs in der Innenstadt kontrolliert werden. Auch dieser Kontrolle entzog er sich, ignorierte Anhaltezeichen und fuhr auf ein Werkgelände. Er sprang aus dem Wagen, konnte aber kurz danach festgenommen werden. Er wehrte sich heftig. In dem Auto fanden die Beamten eine fremde EC-Karte aus einem Raub, Drogenutensilien und eine Schusswaffe. Außerdem waren an dem Golf entstempelte Kennzeichen angebracht, die nicht zu dem Auto gehörten. Der Festgenommene hat auch keinen Führerschein und ist polizeibekannt. Ein Richter schickte den Mann in Untersuchungshaft.

B 224 - Du Leidensfähige


Liebe B 224,
was musst Du alles aushalten? Zunächst die meisten Autos, die auf deinem Asphalt 20 Kilometer durch Essen fahren oder schleichen. Oder die höchsten Schadstoffwerte pustet Du durch die Luft und sorgst für Schnappatmung bei den Anwohnern. Bronchial- und wutgesteuert. Veruracher: Kohlenstoffdioxid oder Feinstaub oder andere Schadstoffe. Und jetzt auch das noch. Tempo 30 !!! Auf der Alfredstraße zwischen Folkwangstraße und Bertholdstraße - zwischen Kultur und Krupp. 30 Stundenkilometer - Schneckentempo. Das treibt vielen Lenkern die Zornesröte ins Gesicht. Mancher argumentiert: „So langsam fährt mein Auto gar nicht.“ Obwohl? Im Stoßverkehr geht es auch nicht rasanter. Stop and go. Aber wenn man oder frau kann, möchte man oder frau auch schneller fahren. Und dann gibt es noch anderen Verkehr an deiner Bundesstraße. Nördlich der A 40. Nämlich auf dem ehemaligen Kirmesplatz in Verrichtungsboxen und Wohnwagen. Anderes Thema.
Und jetzt wird eine neue Baustelle diskutiert. Außerhalb des Stadtgebiets sollst Du zur Autobahn werden. Von Gladbeck durch Bottrop bis Essen-Altenessen. In knapp 10 Jahren soll das für rund 30 Millionen Euro passieren. Anschließend geht es voll Pulle oder auch nur halbvolle Pulle hinein ins nördliche Stadtgebiet. Die Folgen: mehr Lärm, mehr Verkehr, mehr Belastung für deine Anrainer.
Liebe B 224, Deine Leidensfähigkeit wird auf eine harte Probe gestellt.