Dienstag, 8. Oktober 2019

Der ganz normale Irrsinn auf der Gladbecker Straße

Die schönsten Geschichten liegen auf der Straße, ist ein gern zitierter Journalistenspruch. Im folgenden Fall liegt sie sogar auf der längsten in Essen, der B 224. Man muss sie nur finden und aufsammeln oder klauen. Wie in so manch einer Redaktion, in denen junge Praktikantinnen morgens die Zeitungen lesen („auswerten“), um Stunden später aus einigen Artikeln einen Beitrag zu basteln. Selbst mein alter Polizeilehrer sagte schon: „Jungs seid vorsichtig, wenn euch ein junger Polizeirat ein Fachbuch anbietet. Er hat alles nur abgeschrieben.“ Also, geklaut. Den „Prinzen“ gelang später damit ein Hit: „Doch das ist alles nur geklaut - eh oh, eh oh.“
Ich klaue jetzt die heutige Facebook-Veröffentlichung von Susanne Demmer, mit der ich seit geraumer Zeit in diesem Blog die B 224 ins Visier nehme. Aus Neutralitätsgründen. Denn sie ist betroffen und macht sie betroffen, was dort vor ihrer Haustür in Altenessen stattfindet. Der ganz normale Irrsinn. Emsige Mitarbeiter der Essener Entsorgungsbetriebe (EBE) befreien diesen winzigen Mittelstreifen in regelmäßigen Abständen von jedem Fisselchen Grün. Sie scheuen auch nicht davor zurück, dafür die am meist befahrenste Bundesstraße mal eben zu verschlanken - von zwei und eine Fahrspur. Der Verkehrsfluss lahmt. Stau. Und das auch noch vor einer Feinstaub-Messstation. Die Entsorgungsbetriebe (EBE) der Stadt Essen kennen unsere Kritik, haben sich dazu auch öffentlich geäußert.  
Und heute entdecke ich die folgende Veröffentlichung im sozialen Netzwerk von Susanne: „EBE-Mitarbeiter drohten mir gerade mit einer Anzeige und gestikulierten wild und riefen Worte, die mir wohl mitteilen sollten, wir wissen, wo du wohnst. Nun ja, sie konnten ja nicht wissen, dass ich nicht an ihnen, sondern nur an den ihnen anvertrauten Aufgaben interessiert bin. Ich erinnere an die Worte der EBE zum Thema "Verkehrssicherheit"  in diesem Straßenabschnitt: "Hochschießendes Wildkraut würde diese von der Sicht und räumlichen Ausdehnung her möglicherweise beinträchtigen. Sowohl für die Anwohner wie auch Passanten ist es doch schöner, einen ordentlichen Mittelstreifen zu sehen als einen chaotischen Wildwuchs-Bereich. Zurück bleibt in jedem Fall ein sauberer Mittelstreifen, der weder Autofahrer noch Fußgänger behindert.“ Also, macht euch selbst ein Bild vom hochschießenden Wildkraut, dem chaotischen Wildwuchs und den vielen Fußgängern, die nun auf der Mittelinsel sicher spazieren gehen. PS: Falls hier EBE-Mitarbeiter mitlesen sollten. Leute, wie gerne würde ich euch hier sehen, wie ihr einen schönen Grünstreifen hegt, pflegt und mäht. Ich finde es schrecklich, dass ihr hier so oft sinnfreie Arbeit leisten müsst.“
Begrünte Mittelstreifen sehe ich in Bredeney, also im Süden der Stadt. Dort wo die Reichen und Schönen wohnen. Also, jetzt nicht unmittelbar an der B 224. 
„In Altenessen wird gerast, ist schlechte Luft, hier stehen Baumkrüppel und nichts Positives passiert, außer dass die Stadt Grasbüschelchen auf der Mittelinsel entfernt“, schreibt meine Mitbloggerin. Ich rufe meiner rot-weißen Autorin aus dem Essener Süden in blau-weißer Fußballballsprache zu: “Bleib’ am Ball, Susanne. Ich verwerte deine Vorlagen und mach' sie rein.“ 
Und vielleicht klauen uns ja noch andere Medien diese unendliche Geschichte. Wie wäre es lieber NDR, mit eurer Redaktion „Extra 3“, eurer Realsatire über den ganz normalen Alltagsirrsinn. Ihr wisst ja: "Es ist alles nur geklaut, eh oh, eh oh..."

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