Mittwoch, 8. April 2020

Die Hüter des Todesstreifens


Wer die B 224 im Essener Norden kennt, weiß um die Situation. Wer dort wohnt noch besser. Es herrscht rund um die Uhr Verkehr. Die Anrainer kommen eigentlich nie zur Ruhe. In Spitzenzeiten heißt es für den Fahrzeugverkehr „Stop and Go“, in den anderen Zeiten mutiert dieses Teilstück zur Rennstrecke für Testosteron gesteuerte Autofahrer, oft mit Baseballkappe und dicken, aufgemotzten Karren. Die Luftreinheit wird ständig kontrolliert und übersteigt ab und zu die erlaubten Werte, die Geschwindigkeit wird nie kontrolliert, so der Voruwrf der Anwohnerin Susanne Demmer. Das war wohl jetzt der Anlass von ihr eine volle, drastische, verbale Breitseite in Richtung der Ortspolitik loszulassen.
Um dieses Teilstück der Gladbecker Straße geht es - hinten links die Messstation
Sie schreibt in ihrem Wutpost:Sie sitzen in der Bezirksvertretung V oder für Altenessen im Rat und wissen seit Jahren, dass auf der Gladbecker Straße zwischen Berthold-Beitz-Boulevard und Bäuminghausstraße ein rechtsfreier Raum in puncto Geschwindigkeitsbegrenzung existiert. Sie sitzen unter der Leitung des Bürgermeisters Hans-Wilhelm Zwiehoff in einem Gremium, das sich durch Nichtstun schuldig macht und Krankheiten, Verletzungen und sogar möglichen Tod in Kauf nimmt. Anstatt längst einen festen Blitzer beantragt zu haben, schauen sie seelenruhig zu, wie Leib und Leben von Menschen täglich in Gefahr gebracht wird. Sie sind die Hüter des Todesstreifens auf der Gladbecker Straße […].“
Harter Tobak. Dieser Post hat natürlich zu einer emotionalen Reaktion geradezu geschrien. Aber das war vielleicht der Zweck. 
Ein Mitglied der Bezirksvertertung  kommentiert: "[…], da hätte ich mir von Ihnen mehr Fingerspitzengefühl von Ihnen gewünscht. Das ist eine Beleidigung aller, durch die Wahl der Bürger gewählten Volksvertreter, die dadurch ein Mandat bekommen haben. Sie als ehemaliges Mitglied der Rüttenscheider Bezeirksvertretung sollten wissen wie schwer manche Beschlüsse durchzusetzen sind. Ferner üben die Mitglieder der Bezirksvertretungen ihr Mandat ehrenamtlich (Anmerkung: Die Mitglieder erhalten als Aufwandsentschädigung eine monatliche Pauschale) zu ihrer beruflichen Tätigkeit aus. Es ist schon mehr als merkwürdig, dass Sie sich in letzter Zeit immer wieder negativ gegen alle politischen Vertreter in Essen aussprechen.“
Leider ist er inhaltlich genauso wenig auf den Vorwurf eingegangen wie zwei weitere politische Mandatsträger. Aus der Bewohnerschaft bekommt Susanne Demmer dagegen Rückenwind. „Unser Recht auf körperliche Unversehrtheit wird hier seit 35 Jahren mit Füßen getreten“, sagt Anwohner Schmidt und eine weitere Kommentatorin berichtet über die Folgen von Schlafstörungen.
Also, heute ist der heißeste Tag in diesem Jahr in der Ruhrmetropole. Eine heiße Diskussion im Norden hat begonnen.

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