Wenn man an der Gladbecker Straße lebt, bekommt man einiges mit, wenn es um die Essener Verkehrspolitik geht. Man schaut, man lernt, man leidet und vernetzt sich mit anderen "Kennern der Materie". Die ein oder andere Erkenntnis habe ich im ersten Teil einer geplanten Serie zusammen gefasst und freue mich über jeden Leser, der nach dem Klick auf Altenessen neu denken meinem Plädoyer fürs "Maulaufmachen" und "Neue Wege gehen" seine Aufmerksamkeit schenkt.
Die Bundesstraße 224 schlängelt sich 20 Kilometer durch Essen. Sie ist die meist befahrenste Straße im Stadtgebiet mit 12 unterschiedlichen Straßennamen zwischen Velbert und Bottrop. Die B 224 führt durch11 Stadtteile.
Dienstag, 28. April 2020
Samstag, 25. April 2020
Tag des Baumes
Heute ist der „Tag
des Baumes“. Ihn gibt es nicht erst seit dem Baumsterben im Rahmen der
Klimaveränderung, sondern bereits seit 68 Jahren (!). Am 25. April 1952
pflanzten der Bundespräsident Theodor Heuss und der Präsident der
Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Bundesminister Robert Lehr in der
Bundeshauptstadt Bonn im Hofgarten einen Ahorn. Der „Tag des Baumes“ war
geboren. Über den Baum gibt es seit Urzeiten Gedichte, Lieder, Geschichten. Bei
der früh gestorbenen Alexandra (27) fällt uns sofort ihr Lied ein: „Mein Freund
der Baum ist tot, er fiel im frühen Morgenrot.“
An manchen Orten im
Stadtgebiet gibt es eine Menge davon. Immerhin war Essen 2017 die Grüne
Hauptstadt Europas. Wälder, Kleingärten, Friedhöfe und Parks machen über 50
Prozent der Fläche des Stadtgebietes aus. Allein der Grugapark – einer der
größten innerstädtischen Parkanlagen Europas – weist 70 Hektar auf. Die
Hauptstraßen sind eher dürftig begrünt. In Bredeney auf der Alfredstraße (B
224) kann man auf der langgestreckten, schmalen Mittelinsel einige kleine
Exemplare bestaunen. Je weiter man in den Norden fährt, umso kahler wird es.
Schlechtes Beispiel ist die Gladbecker Straße (B 224) stadtauswärts ab dem
Berthold-Beitz-Boulevard. Da gibt es einen schmalen Mittelstreifen. Und das
Fisselchen Grün, das sich mühsam durch die Klinkersteine nach oben gräbt, wird
dann aufwendig von städtischen Auftragsunternehmen weggemäht oder –gesaugt.
Was vom Baume übrigblieb |
Die Anwohnerin Susanne Demmer berichtet laufend von diesen
unsinnigen Arbeiten. Ein Beispiel von der Baumbepflanzung hat sie heute erneut
mit folgendem Kommentar ins Netzt gestellt: „Der Sekt ist kalt gestellt.
Altenessen feiert den internationalen #TagdesBaumes
wie jedes Jahr an der B 224. Lets sing: "I'm turnin' my head up and down. I'm
turnin', turnin', turnin', turnin', turnin' around and all that I can see is
just a killed old city-tree.” Humor ist, wenn man trotzdem lacht.
Mittwoch, 8. April 2020
Sonnenuntergang
Heute war der wärmste Tag in Essen in diesem Jahr. Fast schon sommerliche Temperaturen. Bis zu 26 Grad zeigte das Thermometer an. Entsprechend schön war
der Sonnenuntergang. Hier an der B 224 am Rande der Innenstadt.
Die Hüter des Todesstreifens
Wer die B 224 im
Essener Norden kennt, weiß um die Situation. Wer dort wohnt noch besser.
Es herrscht rund um die Uhr Verkehr. Die Anrainer kommen eigentlich nie zur
Ruhe. In Spitzenzeiten heißt es für den Fahrzeugverkehr „Stop and Go“, in den
anderen Zeiten mutiert dieses Teilstück zur Rennstrecke für Testosteron
gesteuerte Autofahrer, oft mit Baseballkappe und dicken, aufgemotzten Karren.
Die Luftreinheit wird ständig kontrolliert und übersteigt ab und zu die
erlaubten Werte, die Geschwindigkeit wird nie kontrolliert, so der Voruwrf der Anwohnerin Susanne Demmer. Das war wohl jetzt
der Anlass von ihr eine volle,
drastische, verbale Breitseite in Richtung der Ortspolitik loszulassen.
Um dieses Teilstück der Gladbecker Straße geht es - hinten links die Messstation |
Sie schreibt in
ihrem Wutpost: „Sie sitzen in der Bezirksvertretung V oder für
Altenessen im Rat und wissen seit Jahren, dass auf der Gladbecker Straße
zwischen Berthold-Beitz-Boulevard und Bäuminghausstraße ein rechtsfreier Raum
in puncto Geschwindigkeitsbegrenzung existiert. Sie sitzen unter der Leitung
des Bürgermeisters Hans-Wilhelm Zwiehoff in einem Gremium, das sich durch
Nichtstun schuldig macht und Krankheiten, Verletzungen und sogar möglichen Tod
in Kauf nimmt. Anstatt längst einen festen
Blitzer beantragt zu haben, schauen sie seelenruhig zu, wie Leib und Leben
von Menschen täglich in Gefahr gebracht wird. Sie sind die Hüter des
Todesstreifens auf der Gladbecker Straße […].“
Harter Tobak.
Dieser Post hat natürlich zu einer emotionalen Reaktion geradezu geschrien. Aber das war
vielleicht der Zweck.
Ein Mitglied der Bezirksvertertung kommentiert: "[…],
da hätte ich mir von Ihnen mehr Fingerspitzengefühl von Ihnen gewünscht. Das
ist eine Beleidigung aller, durch die Wahl der Bürger gewählten Volksvertreter,
die dadurch ein Mandat bekommen haben. Sie als ehemaliges Mitglied der
Rüttenscheider Bezeirksvertretung sollten wissen wie schwer manche Beschlüsse
durchzusetzen sind. Ferner üben die Mitglieder der Bezirksvertretungen ihr
Mandat ehrenamtlich (Anmerkung: Die
Mitglieder erhalten als Aufwandsentschädigung eine monatliche Pauschale) zu
ihrer beruflichen Tätigkeit aus. Es ist schon mehr als merkwürdig, dass Sie
sich in letzter Zeit immer wieder negativ gegen alle politischen Vertreter in
Essen aussprechen.“
Leider ist er
inhaltlich genauso wenig auf den Vorwurf eingegangen wie zwei weitere
politische Mandatsträger. Aus der Bewohnerschaft bekommt Susanne Demmer dagegen
Rückenwind. „Unser Recht auf körperliche Unversehrtheit wird hier seit 35
Jahren mit Füßen getreten“, sagt Anwohner Schmidt und eine weitere
Kommentatorin berichtet über die Folgen von Schlafstörungen.
Also, heute ist der
heißeste Tag in diesem Jahr in der Ruhrmetropole. Eine heiße Diskussion im
Norden hat begonnen.
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